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Presse Info

 

Scream Silence „HEARTBURNT“

 

Wer den Widrigkeiten des Musikgeschäfts seit 17 Jahren mit emotionalen, leidenschaftlichen Klängen fernab des Mainstreams trotzt, braucht eine ganze Menge Herzblut. In ihren nunmehr neunten Longplayer, „HEARTBURNT“, ließen die Berliner Scream Silence nicht nur literweise musikalisches Herzblut fließen, auch lyrisch widmet sich die Dark-Rock-Formation ganz den Herzensangelegenheiten.

 

Die drei Jahre, die seit dem letzten Longplayer „Scream Silence“ vergangen sind, nutzten die fünf Musiker nicht nur ausgiebig für das Schreiben neuer Songs, sondern auch für ihre anderen Bands The Whispering Sea (Robert) und Tunes Of Dawn (Hagen, René) sowie im Fall von Sänger Hardy Fieting für das Produzieren anderer Künstler. Zeit kostete auch der Umzug und Ausbau des eigenen Tonstudios, das sich seit 2012 auf dem Gelände des russischen Strafgefangenenlagers in Berlin-Hohenschönhausen befindet. Es wurden moderne neue Hardware und hochwertige Vintage-Geräte angeschafft, die Scream Silence halfen, auf „HEARTBURNT“ klanglich die nächste Stufe zu erreichen.

 

Wo möglich, arbeiten die Berliner mittlerweile analog, ob bei den Keyboards oder beim Einsatz echter (Vor)Verstärker anstelle von digitalen Modelling-Amps. Dies verleiht den neuen Songkleinoden Wärme, Präsenz und Natürlichkeit. Entstanden sind die Stücke im Rahmen von „Session-Seasons“ – dies sind jene Zeiträume, in denen die Musiker mit Priorität neue Ideen ausarbeiten und arrangieren. Ein Teil von „HEARTBURNT“ wurde bereits im Jahr 2013 produziert, ein weiterer Teil erst kurz vor dem Presswerktermin.

 

Schlagzeuger Nestor de Valley ist zwar bereits seit 2010 Teil der Band, doch erst „HEARTBURNT“ war sein Einstand im Studio. „Nestor ist stilistisch ganz anders als Wolfi, unser früherer Schlagzeuger“, erzählt Gitarrist Robert Klausch. „Während Wolfi einen sehr straighten Beat mit viel Kraft spielt, geht Nestor mit mehr Drive und Groove an die Sache, was für uns erstmal ungewohnt war, dem Bandsound aber sehr gut tut.“ Zusätzlich klingen Scream Silence nun noch etwas progressiver als früher. Während die Formation in ihren Anfangstagen noch klassischen Gothic-Rock zelebrierte, ist die Musik über die Jahre vielschichtiger, komplexer und atmosphärischer geworden. Das Genre Gothic ist längst nicht mehr ausreichend, um den Sound zu klassifizieren, auch Einflüsse aus Dark Rock, New Wave, Post-Rock, Progressive Rock und Alternative lassen sich ausmachen. „HEARTBURNT“ setzt die Marschroute der Vorgängeralben „Aphelia“ (2007), „Apathology“ (2008) und „Scream Silence“ (2012) konsequent fort, überrascht jedoch auch mit neuen Elementen. Sänger und Produzent Hardy Fieting betont, dass es diesmal vor allem das Ziel war, den Bombast nicht zu übertreiben und die Arrangements aufs Wesentliche zu reduzieren.

 

Doch dichte Soundwände gibt es auch auf „HEARTBURNT“ zuhauf. „Manche Songs schreien einfach nach einer Prise mehr“, lacht der Sänger. Auch die Gitarristen Robert Klausch und René Gödde versuchten neue Wege zu gehen. Wo sie früher oft eher Metal-typisches Riffing eingesetzt hatten, treten nun vermehrt Inspirationen aus dem New Wave zu Tage. Zum Einsatz kamen viel Hall, wenig Verzerrung, Phaser- und Tremolo-Effekte sowie Retro-Verstärker aus den 60ern. Selbst der aus dem Blues bekannte Flaschenhals wurde aus der Schublade geholt, um Glanzpunkte zu setzen. „Dadurch klingen die Gitarren oft deutlich moderner und weniger überladen als früher“, resümiert Robert.

 

Eine der erwähnten Überraschungen ist die Coverversion „Conversation 16“, im Original von The National aus dem Album „High Violet“. Scream Silence hatten das Gefühl, dass es dem ursprünglichen Song an Drive fehlte und wollten es besser machen. Ergo versuchten sie, der Nummer mehr Leben einzuhauchen und liefern so nebenbei ein außergewöhnliches Tribut an die besagte US-amerikanische Indierock-Band ab. Eine weitere Überraschung ist der deutschsprachige Track „Etwas starb in mir“ – für Scream Silence ein Novum. Hardy hatte das Gefühl, dass Deutsch hier zum ersten Mal wirklich passte. „Wir starteten schon häufiger einen Song in Deutsch und landeten doch immer wieder bei Englisch.

 

Aber hier war es ein logischer Schluss“, erklärt er. Wie alle Lyrics auf dem Album stammt der Text im Original von Anthony J. Brown aus Sheffield, einem Songwriter und Komiker mit einem kongenialen Gespür für poetische Wortkreationen. Er arbeitet mit Robert bereits seit Längerem bei The Whispering Sea zusammen. Dass er auch für Scream Silence Texte verfasst, war anfangs nur als Experiment gedacht, überzeugte jedoch alle Beteiligten derart, dass am Ende sämtliche Albumtexte aus der Feder von Brown flossen. Ins Deutsche übersetzt wurde „Etwas starb in mir“ schließlich von Hardy.

 

Dass Scream Silence ihre Texte in externe Hände geben, begründen sie damit, dass ihr „Wordsmith“ ein außergewöhnlich empathischer Mensch sei, der sich schnell in die Gedankenwelt anderer hineinversetzen könne, emotionale Zusammenhänge sofort aufgreife und sie lyrisch wunderschön verarbeite. „Ein ganz besonderer Künstler, wie ich finde. Wir sind unglaublich stolz, mit ihm arbeiten zu können“, unterstreicht Robert. Und in der Tat, die Texte auf „HEARTBURNT“ bestechen durch eine enorme Bildgewalt, große Eloquenz und lyrische Tiefe. Hardy und Anthony nutzten eine interessante Technik, um sich gedanklich auszutauschen. Der Sänger schickte Songideen mit ersten Wortfetzen und Blindtexten gen England, woraufhin sich die beiden via Chat austauschten und in Folge dessen wieder neue Aufnahmen entstanden. So konnte Hardy sicherstellen, dass er sich mit den Inhalten hundertprozentig identifizieren kann, diese aber in eine solch ausdrucksstarke Sprache gefasst sind, wie sie nur ein guter englischer Wortschmied zu Papier bringen kann.

 

Der rote Faden, der sich durch das Album zieht, ist das Sujet Herzensangelegenheiten. Es sind zehn lyrische Obduktionen, die den melancholischen und romantischen Grundcharakter der Musik betonen. Behandelt werden scheinbar unheilbare Lieblosigkeit, permanente Angstzustände, Trotzhandlungen, die Bürde der Verblendung, das Gefühl, nicht zu wissen, was man will, die Furcht sowohl vor Einsamkeit als auch vor dem Zusammensein, die Wunden des von der Familie Verstoßenen, selbst-destruktive Marter und der narkotische Zustand nach einer verlorenen Liebe. Doch jeder Tunnel hat bekanntlich ein Licht an seinem Ende und so sind auch die düsteren, nachdenklichen Texte stets von einem subtilen Gefühl der Hoffnung durchwoben.

 

Wer solch ein „Herzensalbum“ macht, möchte natürlich auch die Kontrolle über alle Details haben. Daher wählten Scream Silence wieder den Weg der Unabhängigkeit und veröffentlichen „HEARTBURNT“ nicht mehr über Out Of Line, sondern über ihr eigenes Label Plainsong Records. Im Laufe dieses Jahres wird die wiederbelebte Plattenfirma zudem Veröffentlichungen von The Whispering Sea und Luzid nachlegen. Finanziert wurde der neue Scream-Silence-Longplayer über eine Crowdfunding-Kampagne. Fans aus der ganzen Welt haben dazu beigetragen, dass die Berliner qualitativ keine Abstriche machen mussten. „Irgendwie haben uns die Fans damit auch ein wenig wachgerüttelt, da man durch solch eine Aktion bemerkt, wie wichtig den Leuten da draußen die eigene Musik ist“, lächelt Robert sichtlich stolz.

 

So ist es auch den Anhängern zu verdanken, dass zu den beiden Singles „Art Remains“ und „Etwas starb in mir“ hochwertige Videos produziert werden konnten. Danken werden es Scream Silence ihren Fans nicht nur mit einem durchwegs gelungenen Album, sondern auch mit einer ganzen Reihe an Konzerten, sowohl rockig als auch akustisch. Und eines ist gewiss – sie werden wieder mit viel Herzblut bei der Sache sein!

 

Sascha Blach

 

Diskografie:

„To Die For“ (1999)

„The 2nd“ (2001)

„Seven Tears“ (2003)

„Elegy“ (2004)

„Saviourine“ (2006)

„Aphelia“ (2007)

„Apathology“ (2008)

„Scream Silence“ (2012)

„HEARTBURNT“ (2015)

 

Line-up:

Hardy Fieting (Gesang)

Robert Klausch (Gitarre)

René Gödde (Gitarre)

Hagen Schneevoigt (Bass)

Nestor de Valley (Schlagzeug)

 

Web:

www.screamsilence.de

www.facebook.com/screamsilence